Melbourne und Adelaide: Die eine ist die Kulturmetropole des Landes, die andere die perfekte Festival-City. Zusammen bilden die gerade einmal acht Autostunden entfernten Hauptstädte von Victoria und South Australia ein unwiderstehliches Städte-Duo
Melbourne ist die lebenswerteste Stadt der Welt. Das behaupten nicht die Stadtväter, sondern das Londoner Institut Economist Intelligence Unit, das den prestigeträchtigen Titel 2016 bereits zum sechsten Mal der Vier-Millionen-Metropole verlieh. Kein Wunder: Victorias Hauptstadt, in Australiens Süden, an der Port Phillip Bay ist ein pulsierender Schmelztiegel aus 140 Nationen und die landesweite Trendschmiede in Sachen Musik, Mode, Food, Sport und Kultur.
Am Puls von Melbourne
Am Federation Square schlägt das Herz der Stadt. 2002 als „Deckel über Bahngleisen“ erbaut, birgt sein kühner Kulturkomplex, dessen Dreiecke aus Zink, Glas und Sandstein auf der Fassade ein spektakuläres Puzzle bilden, Geschäfte, Galerien und Museen, darunter das für seine Exponate weltberühmte Ian Potter Centre NGV Australia.
Bühne für Straßenkünstler
Die Plaza des Fed Square fungiert als Treffpunkt, Bühne der Straßenkünstler und Aussichtspunkt der City. Hier wird gelacht und geflirtet, flimmern Melbourne Cup, Australian Open und Formel 1 über die Multimediawand. Play hard, work hard. Vibes, die auch im Labyrinth der nördlich gelegenen Laneways zu spüren sind.

Klein, aber fein: Centre Place in Melbourne – eine Fußgängerzone mit Bars und Boutiquen
Geheim-Tipps auf der Spur
In den Gassen zwischen den verspiegelten Wolkenkratzern ballt sich die kreative Energie. Keiner kennt sie so gut wie Fiona Sweetman. Auf ihrer „Hidden Secrets Tour“ führt die Textildesignerin zu Modemachern aus Melbourne, lokalen Manufakturen und Tea Rooms in nostalgischen Passagen sowie zu versteckten Geschäften, Street-Art-Meisterwerken und zahlreichen Gastro-Lokalitäten.
Verrückt nach gutem Essen!
Melburnians sind nämlich echte „Foodies“ und verrückt nach gutem Essen, komponiert aus den frischesten Zutaten der Region, der Buschküche der Aborigines und den Einflüssen der Einwanderer. Am besten lässt sich das beim Food & Wine Festival im April erleben, wenn in der Kapitale zehn Tage lang die Vielfalt der Kulinarik gefeiert wird – unter anderem mit dem „World’s Longest Lunch“ am 500-Meter-Tisch für 1.500 Gäste.
Größter Markt in Australiens Süden
Entdecken lassen sich Leckerbissen auch bei der Food-Tour über den Queen Victoria Market, mit rund sieben Hektar der größte Freiluftmarkt der Südhalbkugel. Abends lässt Shannon Bennett die Aromen im „Vue de monde“ wie die Sterne hinter den Panoramascheiben im 55. Stock der Rialto Towers funkeln.

Street Art ist in Melbourne allgegenwärtig – vor allem in der ACDC Lane
So weit das Auge reicht
Beste Aussichten und Adrenalinkicks verbindet der Eureka Tower an der Southbank. Vom Skydeck im 88. Stock ragt der Glaskubus des „Edge“ drei Meter weit aus der Fassade. Dort wird plötzlich das trübe Milchglas klar: freier Blick in die Tiefe! Und nach allen Seiten: von den Royal Botanic Gardens bis nach Williamstown, von den Dandenong Ranges bis zu den nahen Docklands, Melbournes neuer Waterfront.
Nehmen Sie die Tram!
Um alles zu entdecken, kann man das Auto getrost stehen lassen. Rund um den Central Business District und in die Docklands rattert die weinrot-goldene, kostenlose City Circle Tram. Auch alle Straßenbahnen innerhalb der Free Tram City Zone verkehren umsonst!

Blick über die Skyline von Adelaide, die Kapitale von South Australia
Adelaide – Die perfekte Schwester
Spätestens seit Lonely Planet Adelaide 2014 unter die Top-Ten-Städte der Welt gewählt hat, ist South Australias Hauptstadt schwer angesagt. Dafür sorgen – wie sollte es im Festival State anders sein – Events. Während in den 1960ern andernorts die Zensur die Kultur beschnitt, initiierte der liberale Premier Don Dunstan das Adelaide Festival, das in Jahren mit gerader Jahreszahl 18 Tage lang Premieren und Highlights aus allen Kulturbereichen vorstellt.
Stadt der Festivals
Das Adelaide Fringe Festival ist das zweitgrößte Theatertreffen der Welt, WOMADelaide das Weltmusik-Event für Chöre, Bands und Orchester. Die Jam Factory ist seit 1973 South Australias Werkstatt und Schaufenster für zeitgenössisches Kunsthandwerk und Design. Im Norden der Stadt bringt das „Majestic Minima Hotel“ als Australiens erstes Galerie-Hotel Künstler und Gäste ins Gespräch.

Beim Royal Croquet Club in Adelaide wird Feiern großgeschrieben
Museum für Migranten
Top-Adresse für Museumsfreunde ist die noble North Terrace. Das South Australian Museum, das auf fünf Stockwerken mit über 6.000 Exponaten die Natur- und Kulturgeschichte des Bundesstaates dokumentiert, zeigt riesige Walskelette ebenso wie mehr als 3.000 Exponate in der Aboriginal Cultures Gallery, die als weltgrößte Sammlung von Alltagsgegenständen der Aborigines gilt. Hinter dem XXL-Komplex erzählt das modern gestaltete Migration Museum die spannende Geschichte der Einwanderung nach South Australia, die deutsche Siedler übrigens maßgeblich prägten.
Viele grüne Park-Oasen
Adelaides Stadtbild drückte Oberst William Light seinen Stempel auf. Der General-Landvermesser nahm das sizilianische Catania als Vorbild. Er legte Australiens erste nicht in einer Sträflingssiedlung wurzelnde Stadt 1836 als Rechteckraster aus breiten und schmalen Straßen an und bettete diese in einen Ring von Parkanlagen. Seit 2010 kamen 50 Parklets hinzu: kleine, grüne Oasen wie am Gawler Place – zum Entspannen und „People Watching“. Dazu eignen sich auch der Stadtstrand von Glenelg, der stylishe „Pink Moon Saloon“ in der Leigh Street, die „BRKLYN Bar“ in der Rundle Street oder das benachbarte „Nola“, wo man bei hausgebrautem Craft Beer neue Freunde findet.

Das Restaurant „Pink Moon“ in Adelaide, versteckt in einem stylischen Holzhäuschen
Food-Trend: Buschküche
Dienstag bis Freitag ist Marktzeit an der Gouger Street, sonntags pilgert man zum Market Shed on Holland, wo lokale Produzenten und kleine Manufakturen anbieten, was in und um Adelaide bio, öko und nachhaltig erzeugt wird. Eine kulinarische Entdeckungsreise ist „Tasting Australia“, das alle zwei Jahre die Sinne verführt. Wer nicht so lange warten will, ruft per SMS oder App ein Eco Caddy und lässt sich in schnittigen Rikschas zum Edel-Restaurant „Orana“ bringen. Hier lässt Jock Zonfrillo 40.000 Jahre alte Traditionen wieder aufleben: Die Buschküche der Ureinwohner sorgt für frischen Wind am Herd – und für exotische Aromen auf den Tellern in Australiens Süden.
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Expertentipps

Claudia Buschbeck
Tipp 1: Das Lyall Hotel in South Yarra ist klasse. Neben dem netten Boutique-Hotel lockt die Toorak Road mit tollen Geschäften und Restaurants und per Tram sind es zur Flinders Street Station nur 15 Minuten. Mein Restauranttipp? Das Seasons Provedore! Claudia Buschbeck, Reiseexpertin von TravelEssence

Sebastian Grönert
Tipp 2: Versäumen Sie nicht den riesigen, überdachten Adelaide Central Market. Dienstags bis samstags lassen sich hier leckere Gourmetkäse, Backwaren, Fisch, Obst und Oliven erstehen. Plus: Freitags um 18 Uhr gibt es Live-Musik.
Sebastian Grönert, Reiseexperte von TravelEssence
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