Gstaad ist ein ebenso nobles wie dezentes Promi-Dorf. Doch die Destination im Berner Oberland hat auch für preis- und naturbewusste Urlauber viel zu bieten, ebenso der urige Lauenensee
Bekannt ist Gstaad vor allem durch seine prominenten Gäste und Bewohner. Gunter Sachs und Liz Taylor hatten hier ein Chalet, Roman Polanski wohnt noch immer hier, Bernie Ecclestone schwebt regelmäßig mit dem Jet ein und parkt damit vor den Bauernhöfen am kleinen Flugplatz.

Ein Ort, zwei Gesichter: Das „Gstaad Palace“ (im Hintergrund) steht für Gstaads Noblesse, das „Posthotel Rössli“ für bürgerliche Tradition | © 2020 Schweiz Tourismus
Auch Dirigent Yehudi Menuhin liebte das Bergdorf. Das Gstaad Menuhin Festival & Academy im Sommer zählt zu den ältesten und renommiertesten Festspielen klassischer Musik. Beim Nachmittagskaffee in der hübschen Fußgängerzone macht es großen Spaß, Paparazzo zu spielen, vor allem wenn Poloturnier ist.

Fußgängerzone auf der Promenade in Gstaad | © 2020 Schweiz Tourismus
Wobei es jenseits des Hochsommers viel gemütlicher zugeht, etwa auf Spaziergängen und Wanderungen: Zu entdecken gibt es 300 Wanderwegekilometer. Und jede Menge Käse! Auf 93 Alpen wird von Hand gute Bergmilch zu Käse. Durchprobieren kann man sich am besten in der Käse-Grotte, einer Kathedrale für Käse: Aus einem unterirdischen Wasserspeicher wurde ein Lagerraum für 3.000 Gstaader Käse, die das hohe Gewölbe bis unter die Decke ausfüllen.
Mobiles Fondue hoch über dem Dorf
Neuerdings gibt es auch Locations fürs ultimative Käsepicknick. Caquelons heißen die traditionelle Käsefondue-Töpfe – in Gstaad kann man sogar in ihnen sitzen. Drei überdimensionale Exemplare sowie zwei eigens dafür eingerichtete Hütten wurden an besonders schönen Orten im Tal aufgestellt. Die bieten Platz für bis zu acht Personen, die hier ein mobiles Fondue zelebrieren können.

Gastro-Spaß: In überdimensionierten Caquelons lässt sich mitgebrachtes Fondue genießen | © 2020 Schweiz Tourismus
Möglich macht’s der Fondue-Rucksack, der in der Molkerei und einigen Geschäften im Tal ausgeliehen werden kann. Er enthält alle Zutaten für das käsige Outdoorerlebnis: wahlweise den cremigen Klassiker oder die pikante Trüffelvariante, Fondue-Brot der lokalen Bäckereien, Gewürze, ein Caquelon und das Essgeschirr gleich mit. Was ein Testessen beim Wanderstopp nebenbei zutage fördert: Schlägt man am Mittag bei der deftigen Leckerei zu und bleibt den Rest des Tages aktiv, dann liegt so ein Fondue gar nicht schwer im Magen.
Topküche vom Ex-Skiprofi
Abends Appetit mitzubringen lohnt sich in der Region ohnehin. Es gibt einige spannende Adressen wie das „16 Art Bar Restaurant“: In der ehemaligen Glockengießerei im Nachbardörfchen Saanen entstand ein Mix aus Kunstgalerie und urgemütlichem Lokal mit innovativer Schweizer Küche. Ein Dorf weiter in Schönried ist das Restaurant im „Hotel Kernen“ vor allem für seine Wildspezialitäten bekannt.
Das Wild schießt Chef Bruno Kernen persönlich in den nahen Wäldern. Neulich begegnete ihm dabei sogar ein Luchs. Für spannende Geschichten ist der Hotelbesitzer auch auf anderem Gebiet eine gute Quelle: Kernen ist ehemaliger Skiprofi und deshalb im Skiland Schweiz ein Star.

12 Kilometer von Gstaad: Der aus zwei Teilen bestehende und durch Sumpfland getrennte Lauenensee liegt idyllisch im Talschluss | © 2020 Schweiz Tourismus
Lauenen: Augen zu und ruhig!
Wer Gstaad nur mit Stars und Glamour in Verbindung bringt, bekommt spätestens in Lauenen mit purem Bergidyll das absolute Gegenprogramm serviert. Nur ein paar E-Bike-Minuten von den Luxus-Shops entfernt taucht man ein in eine Welt aus uralten Höfen, hübschen Bauerngärten und einem Wald, der im Herbst beinahe kitschig bunt wirkt.

Im „Mirage“ von Doug Aitken spiegeln sich die Gstaader Berge | © 2020 Schweiz Tourismus
Von den steilen Felsflanken am Talschluss stürzen sich der Geltenschuss und Tungelschuss mit Getöse in die Tiefe. Sanfter gibt sich der Lauenensee am Talboden. Im Sommer ein beliebter Picknickplatz gehört er im Herbst fast der Vogelwelt ganz allein. Der flache Bergsee mit seinen Moorwiesen und Schilfgürteln stellt ein einzigartiges Wasservogelparadies dar.
Bei Blässhühnern und Reiherenten sind keine höher liegenden Brutplätze im Alpenraum bekannt. An diesem ruhigen Herbsttag ziehen sie gechillt ein V in den glatten Spiegel der Seeoberfläche. Kurz nachdem die Sonne hinter den Bergen verschwunden ist, legt sich ein zauberhafter Dunstschleier über die Szenerie. Promi-Trubel? Wirklich nicht.
Infos Gstaad
E-Biken: Wer als Radfahrer nur mittelmäßig trainiert ist oder Touren entspannter angehen will, kann an mehreren Ausleihstationen E-Bikes ausleihen – für rund 30 Euro/Tag, gstaad.ch
Käse kosten: Auf sage und schreibe 93 Alpen rund um Gstaad wird täglich und von Hand gekäst. Bis zu drei Jahre lang reifen die würzigen Schätze. Toll ist aber auch das Ladengeschäft der Molkerei Gstaad, vor der Tür sogar mit Automat für den „Cheese to go“.
Fondueerlebnis: Fondue beim Wandern, der Fondue-Rucksack und die originellen Raststationen in Gstaad sorgen für das perfekte Fondue-Erlebnis! Preis: 16 Euro pro Person, gstaad.ch/fondueland
Die Website von Made in Bern bietet viele Informationen zu Adelboden-Lenk-Kandersteg, Gstaad, Interlaken, zur Region Bern und Jungfrau-Region sowie zum Jura & Drei-Seen-Land
Unterwegs im Berner Oberland: Der Swiss Travel Pass bietet freie Fahrt mit Zug, Bus und Schiffen und Eintritt in 500 Museen, dazu bis zu 50 Prozent Ermäßigung bei Bergbahnen. Ab 185 Euro (3 Tage), myswitzerland.com
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