Edle Kronleuchter, aber Kratzer im Parkett, ein freundlicher Haushund und Frühstück, wann immer man möchte: Das exquisite Boutiquehotel Can Bordoy Grand House & Garden in Palma wirkt so charmant zusammengewürfelt, als wäre man im privaten Haus einer mallorquinischen Familie zu Gast
Wer hat das schönste Palais in Palma? 2013 setzte das Hotel „Cort“ Maßstäbe, mittlerweile wetteifern mehr als ein Dutzend Fünfsterner in alten Gemäuern um die Stadturlauber. Der neueste heißt Can Bordoy Grand House & Garden und trägt sein Alleinstellungsmerkmal im Namen: Hinter dem Haus aus dem 16. Jahrhundert liegt der größte private Garten des Llotja-Viertels. Der schwedische Hotelbesitzer Mikael Bell, der 16 Millionen Euro investierte, holte dieses Juwel auch optisch aus der Versenkung und öffnete es als Café für alle – ein Novum in Palma, wo man sich gern hinter dicken Mauern einigelt.

Dachterrasse mit Blick und kleinem Wasserbecken
Can Bordoy: Auf den ersten Blick
Von der schmalen Gasse Forn de la Glória geht es über den Patio mitten hinein in die gute Stube, vulgo Bar, an der man auch eincheckt. Das Kaminzimmer und das auf mehrere Räume verteilte Restaurant „Botànic“ mit Glasfront zum Garten verstärken den privaten Eindruck. Wer nicht mit dem hinter Samtvorhängen verborgenen Lift ins Zimmer fährt, sondern die breite Treppe nimmt, sieht erst einmal – sich selbst. Ein runder Spiegel verstärkt den theatralischen Effekt des Aufstiegs in die „Planta noble“.

Das Restaurant „Botànic“ schließt sich an den Garten an
Was ist das Besondere?
Wie bei so vielen skandinavischen Investoren, die in den letzten Jahren Palmas alte Bausubstanz mit viel Geld dem Verfall entrissen haben, scheint nordischer Purismus eine heiße Leidenschaft für Patina entfacht zu haben. Das aber mit bewusst gesetzten stilistischen Brüchen, um den Palast so charmant unperfekt wirken zu lassen, als habe eine Großfamilie über die Jahrhunderte Erbstücke angesammelt. Das beginnt mit den Böden: Architekt Jaime Oliver vom Büro OHLAB aus Palma ließ das Parkett als Erstes einbauen, sodass die Schuhe der Arbeiter für „echte“ Macken sorgten. Eineinhalb Jahre lang stöberte er auf Märkten in Paris, in Antiquariaten in Palma und in Basaren in der Türkei. In dieses Szenario fügen sich Sessel von Ligne Roset oder Moroso so natürlich ein, als hätte die Schwiegertochter frischen Wind in das alte Haus bringen wollen.

„Radioschrank“ im Art-déco-Stil
So schläft und wohnt man
Keine der 24 Suiten ist wie die andere, die Größe variiert zwischen 30 und 80 Quadratmetern. Ein Traum sind die übergroßen Betten. Ein „Radioschrank“ dient als Minibar und spielt eigens für das „Can Bordoy“ kuratierte Playlists. Für Duschen und Bäder wurde heimischer Sandstein und Marmor verwendet. Shampoo, Duschgel und Conditioner stehen umweltfreundlich in Tonkrügen bereit. Die Lichtschalter sind aus Keramik – inklusive dem wirklich funktionierenden „Alle-Lichter-aus“-Knopf, der nur die Leselampe am Bett anlässt und die LED-Leiste am Sockel, die angeht, sobald man nachts den Weg vom Bett ins Bad sucht.
Geschmackssachen
Der junge Chef Andrés Benítez pflegt eine frische, regionale Küche. Traditionelle mallorquinische Gerichte wie die Gemüsepizza „Coca“ interpretiert er federleicht mit Algen und Avocado. Highlight ist das Frühstück à la carte mit veganen Optionen, aber auch deftiger Sobrassada-Wurst. Serviert wird es den ganzen Tag – „denn zu Hause frühstückt man ja auch, wann man will“, so der weit gereiste und luxuserfahrene Hoteldirektor Giovanni Merello.

Stilvoller Innenhof des Hotels
Was uns besonders gut gefällt am Can Bordoy
Der „perfekt unperfekte“ Stil zeigt sich auch im Service der herzlichen Crew. Nichts wirkt angestrengt oder antrainiert, man fühlt sich wie ein gern gesehener Freund des Hauses. Nette Geste: Sowohl in den Zimmern als auch am Tisch steht Hotelgästen gefiltertes Wasser aus schlicht-schönen, mit dem „B“-Logo verzierten Glasflaschen gratis zur Verfügung.
Ideal für …
Stadturlaub in Palma, ob als Paar oder mit Kindern. Und für Hundefreunde: „Haushund“ Mr. B hat vielleicht sogar mal Lust aufs Gassigehen mit Gästen.

Ständiger Gast: „Haushund“ Mr. B
Sauna, Pool, Spa?
Der schmale Pool im Garten lädt nicht wirklich zum Schwimmen ein, doch auf den Liegen drum herum relaxt es sich sehr angenehm. Auf der Dachterrasse mit Kathedralen- und Meerblick wartet ein Becken mit Glasboden, in dem man die Füße kühlen kann. Clou des kleinen Spa im Souterrain ist die private Spa-Suite – wer ein Treatment gebucht hat, darf vorher ungestört Whirlpool und Dampfbad nutzen.
Die kleinen Haken
Toiletten- und Schranktüren muss man suchen, sie verschwinden diskret in den Wänden. Arbeitsplätze fehlen, aber man kann sich mit dem Laptop in den Garten oder ins Kaminzimmer setzen.

Es ist noch ein Platz frei an der Hotel-Bar!
Die Preisfrage
Drei kleinere „Traveler“-Zimmer für rund 300 Euro inklusive Frühstück werden nicht immer aktiv vermarktet. Die Suiten kosten je nach Größe 432 bis 900 Euro, die Grand Suite liegt bei 1.300 bis 2.800 Euro.