Statten Sie mit uns Portugal einen literarischen Besuch ab. Wie facettenreich das Land zwischen Douro und Algarve ist, zeigen die folgenden zehn Portugal Geheimtipps …

Reise-Tipps Portugal: Mit der Tram 28 vorbei an den wichtigsten Sehenswürdigkeiten von Lissabon | ©borchee/iStockphoto
Portugal Geheimtipps #1
Verloren gehen in Lissabons Altstadt
Willkommen in Lissabon, Portugals ewiger Sehnsucht! Keine Reise-Tipps Portugal ohne die Hauptstadt. Weltoffen und baufällig bis in jeden einzelnen Backstein. So anmutig, so voller Gassen, die sich über Hügel schlängeln und versuchen, Ordnung in diese zügellose Romantik von Mauern und Marmor zu bringen. Ein wolkenloser Traum am Tejo. Die Hauptstadt des Lichts ist ein Ort der Träumerei und Poesie.
Man ist lieber unglücklich hier als glücklich, aber ohne diesen Ausblick woanders. Davon singt schon der Fado! In Melodien gefasste Minderwertigkeitskomplexe eines stolzen Seefahrerstaates und sein vom Erdbeben gedemütigter Hochglanz. Ein Klang der Klage, auf höchstem Niveau. Lissabon lässt sich nicht auf seine Sehenswürdigkeiten reduzieren, die Stadt befindet sich dazwischen. Wer sich in ihr verliert, der ist auf dem richtigen Weg.

Alentejo-Landschaft, im Süden von Portugal, mit Korkeichen | © brytta/iStockphoto
Portugal Geheimtipps #2
Das weite Nichts des Alentejo
In den Weiten des Alentejos dürfen Sommerlieben bis in den Herbst gehen. Über goldene Felder, auf denen einsame grüne Bäume wachsen, die man von Hotels aus sehen kann, denen die Sterne fehlen, weil so weit im Süden alle für den Nachthimmel gebraucht werden. Alles wird besser, je weiter man ins Inland fährt. Verwegener, unbekümmerter.
Eine Umgebung, die nichts fordert, außer dass man glückliche Kühe füttert. Ein behaglicher Duft von Kuhscheiße, der Verspannungen lösen kann und einer der größten Stauseen Europas, spiegelglatt, zum tagelangen Boot fahren und Anlegen geeignet und was man einander schon immer einmal sagen wollte.

Nazaré, Stadt der Fischer und Surfer, 100 Kilometer nördlich von Lissabon | © Garret McNamara
Portugal Geheimtipps #3
Die Riesenwellen von Nazaré
Nazaré ist schön und dunkel und schwer. Zwei Autostunden nördlich von Lissabon liegt es an einem topografischen Naturereignis, das durch eine in den Ozean ragende Landzunge geteilt wird. Auf der einen Seite ist Nazaré ein beliebtes Ferienziel mit Fischereitradition. Die Touristen kaufen, die Fischer fischen. Nichts Neues.
Auf der anderen Seite erwacht im Winter das Achte Weltwunder. Ein Wellenmonster, ein Dorado für Superlative, das am Ende der Ausläufer eines gewaltigen Tiefseegrabens die größten Wellen der Welt erzeugt. Sobald ein Tiefdruckgebiet im Anmarsch ist, versammelt sich zwischen Oktober und März die Weltelite der Big-Wave-Surfer und tausende Schaulustige machen die Klippen auf der Landzunge zum größten Big-Wave-Stadion der Welt. Wellen von bis zu 30 Metern Höhe wurden hier gemessen. Für gutes Geld kann man die Nazaré Surfing Experience mit Weltrekordhalter Garrett McNamara buchen.

Die 1290 von König Dom Dinis gegründete Universität Coimbra ist eine der ältesten Europas | © RossHelen/iStockphoto
Portugal Geheimtipps #4
Rendezvous mit Coimbra
Die einstige Hauptstadt des Landes – sie darft bei den Reise-Tipps Portugal keinesfalls fehlen – hat alles, was eine südländische Stadt zum Schönsein braucht: Sie ist südländisch und sie ist schön. Es gibt Plätze mit Statuen drauf und Cafés drumherum und 300 Jahre alte Bäume. Die Tauben sind mailändisch aggressiv und in den steilen Gassen der Altstadt geht nach Sonnenuntergang das gelbe Laternenlicht auf. Coimbra ist ein stolzes Weltkulturerbe, trotz der Tauben, sogar mal Kulturhauptstadt gewesen.
Joanne K. Rowling hat hier ihren Harry Potter her. Also eigentlich hat sie ihn und seine Zaubererschule Hogwarts aus Porto, aber die aus Porto haben sie aus Coimbra. Die Universität in Coimbra ist über 700 Jahre alt, eine der ältesten und schönsten Europas. In Coimbra leiden die Menschen an revolutionärer Frühreife, hier formierte sich bereits Ende der 1950er Jahre der Widerstand gegen das Salazar-Regime und von hier machten sich literarische Bewegungen auf, im Rest des Landes endlich diese verdammte Moderne einzuläuten.

Fels-Algarve – ein Zauberreich aus Sandsteinfelsen, Buchten und Stränden | © tonda/iStockphoto
Portugal Geheimtipps #5
Die schönste Straße des Landes
Die Estrada Marginal ist die schönste Küstenstraße des Landes und führt aus dem Herzen Lissabons hinaus Richtung offenes Meer, vorbei am Hieronymus-Kloster, ganz nah am Tejo, bis sie sich in Cascais in die verwunschene N224 verwandelt. Es ist eine der Hauptverkehrsadern, die um die Feierabendstunden immer wieder einen Infarkt erleidet.
Hat man Cascais hinter sich gelassen, wird der Sand zu Felsen, die irgendwann Klippen werden, zwischen die sich hin und wieder ein Strand quetscht, der unglaubliche Panoramen bietet, die zum Ausblickgenießen und zu Auffahrunfällen einladen. Hinter dem Surferparadies Guincho erhebt sich stolz das Sintra-Gebirge, das von einem königlichen Nationalpark umgeben ist und die Küstenstraße bis zum Cabo da Roca, Festlandeuropas westlichstem Punkt, mit hinaufnimmt. Es geht tief durch eine tropisch, majestätische Vegetation, die romantische Ortschaften frei lässt und Märkte und zum Weiterfahren verführt, bis ihr Höhepunkt erreicht ist: Sintra. Unterwegs sollte man unbedingt Schwimmen gehen am Praia da Ursa (Parken am Cabo da Roca, Fußmarsch 15 bis 20 Minuten).

Berge und Meer – der Naturpark Arrábida ist ein Juwel vor den Toren Lissabons | © Discovod/iStockphoto
Portugal Geheimtipps #6
Arrábida, Portugals Garten Eden
Portugal ist ein stolzes Weib, das nicht jeden an sich ranlässt. Beschützt durch hohe Temperaturen und eine rigide Sensibilität, die hinter Leinenhemdfassade einer bizarren Ansammlung altmodischer Regeln folgt. Trunken vor Freundlichkeit, die nicht zum Überleben gebraucht wird und verschlossen wie eine staubige Flasche harter, selbstgebrannter Schnaps. An allen Ecken lauern Unterhaltungen, die ins Nichts führen und heiter machen, bis man denkt, das Leben bestünde nur aus Mittagspausen und gutem Rotwein.
Aus dicken Olivenölmuttis, die aus großen romantisch verwilderten Einfahrten winken, deren Tore über sorglose Alleen zur Erfüllung südländischer Träume führen. Ein Leben mehr Kurve als Gerade. Durch eine Landschaft, die man ständig gießen möchte. Ein in der Ferne fahrendes Auto. Lautlos. Daneben eine Bucht. Ein mit Meer vollgelaufenes Aquarell mit Booten drauf, das sich plötzlich von den Klippen abtut, als hätte es die Küste kaum kommen sehen. Fahrrad fahren und Käse essen, Rosen gießen und betäubte Forellen in einem klaren Bach fangen, das ist Arrábida.

Tempel der Diana im geschichtsträchtigen Evora | © Elena Estellés/iStockphoto
Portugal Geheimtipps #7
Évora: zwischen Apollo und Dionysos
In Évora ist das alte Portugal zu Hause. Zwischen Weingütern und Stadtmauern hat es die Vergangenheit des Landes bis ins Heute geschafft. Von den Römern kultiviert, von den Mauren überfallen und von Gerald, dem Furchtlosen, zurückerobert. Universitätsstadt, Erzbistum, Weltkulturerbe, aber nun zum Wesentlichen: Die Stadt ist schön und von vielen Weingütern umgeben, auf denen glückliche schwarze Schweine umherrennen.
Die Tage sind heiß und die Nächte klar und kühl. Der Mond steht tief und scheint über die Felder auf die alten Fassaden der Stadt. Durch die Gassen zieht Gelächter, aber der Glockenschlag ist pünktlich. Die Parks wachsen jahreszeitenlos herum und auf den Bänken sitzen Liebespaare unterm Laternenlicht und entfliehen der Hektik ihres Jahrhunderts oder wünschten, selber schwarze Schweine zu sein, die den ganzen Tag über Weinfelder rennen und sich hinter Korkbäumen verstecken.

Ein Muss unter den Reise-Tipps Portugal: Porto, an der Mündung des Duoro in den Atlantik | ©LeoPatrizi/iStockphoto
Portugal Geheimtipps #8
Porto: Die ewige Rivalin
Man muss sich entscheiden: Porto oder Lissabon. Beide lieben geht nicht, sagen die Portugiesen. Im Schatten der Hauptstadt hat sich die Hafenstadt am Douro von einem Geheimtipp zur ebenwürdigen Touristenattraktion entwickelt. Die Brücken schwingen sich etwas filigraner über den Fluss und die Altstadt ist immer noch alt, nur nicht mehr so einsturzgefährdet wie einst, als Porto noch als ungeschliffener Rohdiamant des Landes gehandelt wurde.
Das Kopfsteinpflaster zieht sich über die Hügel und macht sich auf Plätzen breit, an deren Flanken traditionelle Geschäfte und Cafés und Weltkulturerbegebäude stehen. Von der Igreja São Francisco über den Palácio de Bolsa bis zu den Warteschlangen der wohl schönsten Bücherei der Welt strotzt die Stadt vor Prunk und romantischem Verfall. Während man in Lissabon verlorengehen muss, darf man sich Porto ruhig auf eine Tour begeben, die von einer Sehenswürdigkeit zur nächsten führt, weil sich zwischen ihnen all das versteckt, was man wirklich gesehen haben muss.

Die Serra de Estrela ragt fast bis 2.000 Meter auf und ist das höchste Gebirge Portugals | ©Nuno Miguel Valente/iStockphoto
Portugal Geheimtipps #9
Serra de Estrela
Höchster Punkt: 1.993 Meter, Skifahren ist mehr als nur möglich. Natürlich handelt es sich nicht um eine einzigartige Berglandschaft, aber um eine Berglandschaft in einer einzigartigen Umgebung. Viele Flüsse des Landes entstehen hier und der westliche Teil des Iberischen Scheidegebirges arrangiert sich. Hotels, Hütten und Häuser bieten Exklusivität am Hang, menschenleere Plateaus und lange Wege vorbei an brachliegendem Fels und den berühmtesten Käsekühen des Landes. Wer in dieses natürliche Nichts reist, kann alles erwarten und wer nichts erwartet, wird nicht enttäuscht. Es sind zufällige Orte, in denen Urlauber nicht auf andere Urlauber treffen müssen. Orte, die keiner kennt, der noch nie da war.

Der traumhafte Strand von Comporta | ©siete_vidas/iStockphoto
Portugal Geheimtipps #10
Comporta: St. Tropez‘ Schwester
Comporta entstand aus einem Sommerzauber. Türkisblaues Wasser, mehlweiße Stränd und das alles nur eine Autostunde südlich von Lissabon. In den Dünen nichts, nur Liebespaare und Mücken, und am Strand Liebespaare, die sich nach den Dünen vor den Mücken in die Brandung flüchten – dann wurde der Weißwein aus den kühlenden Löchern im Sand gegraben und leider was zum Aufmachen vergessen, weit und breit kein Flaschenöffner in Sicht.
Das waren noch Zeiten. Heute ist Comporta das, was es schon immer werden sollte: ein High-End Ferienziel für die Oberschicht der Hauptstadt und eine reiche, internationale Elite, die aus den Freilichtschlafzimmern der Dünenlandschaft eine Villenoase errichten will. Französische Modedesigner, chinesische Immobilienhaie, immer einen Flaschenöffner dabei. Die Zeit rennt. Jedes Jahr muss man ein Stückchen weiter nach Süden laufen, um nichts zum Aufmachen dabei zu haben.
Info Portugal
Anreise
Mit Lufthansa/Tap Air Portugal in drei Stunden nach Lissabon für 200 Euro, in knapp drei Stunden nach Porto für 250 Euro und mit Tuifyl nach Faro für 300 Euro. lh.com | tuifly.com
Übernachten
Hotel Lisboa Gut für alle, denen zentrale Lage wichtiger ist als tolle Zimmer. Zehn Minuten über die Avenida da Liberdade zum Bahnhof Rossio, vorbei an eleganten Läden. Die Metro ist nur 100 Meter entfernt, alle Highlights der Stadt sind auch fußläufig zu erreichen. DZ/F ab 115 Euro. Rua Barata Salgueiro 5
Genießen
Restaurante Popular do Capelo Einfaches Restaurant mit großem Zuspruch. Reisgerichte mit Fleisch und Tomaten, Sardinen-Teller natürlich, süße Puddings und Mandelküchlein zum Nachtisch. Mittags rappelvoll. Mittleres Preisniveau. Rua do Capelo 8, Lissabon
Web
Tourismus Portugal mit vielen Infos visitportugal.com/de
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