Vor der Küste Queenslands wartet eine Sandburg in Übergröße. Wir haben sie für Euch im Rahmen einer großen Queensland-Reportage erkundet.
Die größte Sandinsel der Welt kann nichts dafür, dass ich mit ihr auch immer meinen Sturz aus dem Führerhaus eines geländegängigen Lkw verbinden werde. Aber durch den schmerzhaften Sturz lernte ich Inseldoktor Ron kennen, einen Mann wie ein Baum. Seine Praxis betreibt er im Dorf Happy Valley, sie ist gleichzeitig sein Wohnhaus.
Ron kennt jeden der 200 Bewohner von Fraser Island, kümmert sich um ihre Zipperlein und hört sich Eheprobleme an. „Einen Mann, der nach einem Sturz so viel Blut spuckt, hatte ich noch nie, das kommt mir komisch vor“, sagte er mit sorgenvollem Blick und griff zum Telefon.
Keine 30 Minuten später saß ich, mit allerlei Kabeln und Sensoren bestückt im Helikopter und schaute auf die Insel unter mir. Nach dem Abheben tauchte die Handvoll Häuser von Happy Valley auf, eingebettet in ein flaches Tal, einige bunte Dächer, Palmen in den Gärten, winkende Kinder, die Zapfsäule vor dem einzigen Pub.

Fraser Island: Wer kann, darf auf dem 75 Mile Beach mit dem Wagen fahren. Baden tut hier eh keiner, das Meer ist voller Tiger- und Bullenhaie
Strand als Highway-Ersatz
Kurz danach überflogen wir den 75 Mile Beach an der Ostseite von Fraser Island. Ich sah einige Jeeps, die nebeneinander über den Sand jagten und lange Angelruten, Seekajaks und Surfboards auf den Dächern hatten. Wenn sie den Wellen zu nahe kamen, verschwanden sie für Augenblicke in der aufspritzenden Gischt. Fast meinte ich, die Rufe der Fahrer zu hören, dann waren wir an ihnen vorbei.
Etwas später tauchten auf dem langen Sandband in der Ferne dunkle Kreuze auf, die sich beim Näherkommen als Propellermaschinen herausstellten. Am Nachmittag zuvor hatte ich an der Hotelbar einen älteren Mann mit Baseballkappe und lustigen Augen kennengelernt, der sich als „Max, Pilot“ vorstellte. Max arbeitete früher als Bergbauingenieur und machte im Alter von 55 Jahren sein Hobby zum Beruf.

Der Lake McKenzie ist einer von 200 Seen auf Fraser Island. Die Insel beheimatet aber auch drei der zehn giftigsten Spinnenarten …
Prachtseen mitten im Sand
„Amazing Lake Wabby“, schnarrt die Pilotenstimme im Kopfhörer. Unzählige Süßwasserseen sprenkeln Fraser Island, viele werden nur vom Regen gespeist und von über Jahrtausende hinweg gehärteten Sandschichten vor dem Versickern bewahrt. Als wir eine Schleife fliegen, überqueren wir einen schmalen Fluss, der um die nächste Biegung von einer Sanddüne blockiert wird und sich langsam zu einem See aufstaut. Vom Helilärm aufgeschreckt, traben einige Dingos über den Sand in den Schutz naher Bäume.

Der 75 Mile Beach verspricht viel Platz zum Baden – und Autofahren. Der Strand ist für den Verkehr freigegeben
Regenwald und Eukalyptus
Dann macht sich ein dichtes, grünes Blätterdach breit, unter dem sich die sandigen Fahrpisten verbergen. Faszinierend, wie eine nur aus Sand bestehende Insel ein dermaßen üppiges und vielfältiges Pflanzenwachstum hervorbringt: dichter Regenwald und mannshohe Farne wachsen auf Sanddünen, in unmittelbarer Nähe wechseln sich Heidelandschaften mit in den Himmel ragenden Eukalyptusbäumen ab.
All das ist Pilzen zu verdanken, die Mineralien aus dem Sand lösen, die anderen Pflanzen als Nährstoff dienen. Über 100 Jahre wurde der Regenwald massiv abgeholzt, die Stämme in die ganze Welt verschifft. Erst 1991 endete der Holzeinschlag, nur ein Jahr später wurde die Insel wegen ihres einzigartigen Ökosystems als Unesco-Weltnaturerbe gelistet.
Boxenstopp für Buckelwale
Große, weiße Sandflächen lagen wie Riesen-Pfannkuchen zwischen dem Grün des Waldes, als wir Richtung Meer abbogen. Der aus Deutschland stammende Notarzt erzählte mir über Bordfunk von Buckelwalen, die er hier schon oft beobachtet habe. Einige Tausend Wale passieren das Meer zwischen Fraser Island und dem Festland auf ihrer 5.000-Kilometer-Reise von den nährstoffreichen Gewässern der Antarktis bis zu den Whitsunday Islands, ihrer Paarungs- und Geburtsstätte. Ein bis zwei Tage halten sie sich auf ihrem Weg in den ruhigen Gewässern rund um die Insel auf und lassen sogar Boote nahe an sich heran.
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INFOS
An- und Einreise
Cathay Pacific fliegt täglich ab Frankfurt mit Stopp in Hongkong nach Brisbane. Option: Premium Economy Class mit 96 Zentimeter Sitzabstand und 20 Zentimeter nach hinten verstellbaren Rückenlehnen (ca. 1.000 Euro Aufpreis auf Economy-Ticket, das es ab 1.105 Euro gibt). Tipp: Passagiere erhalten in Economy und Premium Economy Class ab Buchungsklasse V einen Aufenthalt in der Plaza Premium Lounge (mit Duschen) am Hong Kong Airport. Für die Einreise benötigt man einen gültigen Reisepass und ein Visum, das vor der Reise online im eVisitor-Verfahren einzuholen ist. Das Visum ist zwölf Monate gültig für einen Aufenthalt von maximal drei Monaten
Unterkunft
Rainbow Beach Ultimate Camping
Zwischen Noosa (Sunshine Coast) und Fraser Island liegt Rainbow Beach und nicht weit davon Inskip Point. Dort geht es mit der Fähre in rund 15 Minuten nach Fraser Island. Man übernachtet in fest installierten Zelten direkt am Strand (!) mit Blick auf Fraser Island. Zwei Personen ab 175 Euro (bei zwei Nächtigungen.
Veranstalter-Check
Passende Reisen: 12 Tage „Brisbane – Cairns (Inselhüpfen)“ mit Fraser Island, Heron Island, Whitsundays, Magnetic Island von Meier’s Weltreisen ab 1.500 Euro. 8 Tage „Queensland Classic Drive“ von Cairns nach Brisbane mit Explorer inklusive Whitsundays und Fraser Island ab 700 Euro. Preise ohne Flug.
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